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Morita-Therapie

Selbsterfahrung & Fachausbildung:
realitäts- und verhaltenszentrierte
Psychotherapie und -edukation

Japanische Ansätze der Psychotherapie werden in der westlichen Welt seit gut 60 Jahren rezipiert. Federführend waren hier David Reynolds und Gregg Kreech. Letzterem verdanken wir das Konzept der „Four Skills“, die im Zentrum seiner „Wege des Ostens“ stehen:

Akzeptanz üben:  erkennen, worauf ich einen Einfluss nehmen kann und worauf nicht; sodann – dieser  Erkenntnis folgend – entscheiden, planen, handeln, leben.

Arbeiten mit der Aufmerksamkeit:  meine Lebenserfahrung ist die Summe der Dinge und der Ideen, die ich beachte, nicht die der Ereignisse, bei denen ich zufällig anwesend bin.

Mit (unangenehmen ) Gefühlen co-existieren:  denn meine Gefühle  –  wie meine Gedanken  –   entziehen sich meinem bewusst verändernden Gestaltungswillen, sie sind flüchtig …

Selbstreflexion üben:  Was habe ich von anderen Menschen empfangen? Was habe ich anderen Menschen gegeben? Welche Schwierigkeiten habe ich anderen bereitet?

東道 (Tōdō) Wege des Ostens,
geht zurück auf die Arbeiten des japani-schen Neurologen und Psychiaters Shoma Morita (1874 – 1938), der die Angst als eine zentrale Beschwerde und Kraft bei den meisten neurotischen und vielen psychotischen Störungen in den Mittelpunkt seines diagnostischen und therapeutischen Denkens stellte. Für ihn resultierte sie aus fehlgeleiteter Aufmerk-samkeit. Achtsamkeit in buddhistischem Sinne hilft uns, zu einer angemessenen und gesunden Wahrnehmung der Realität zu gelangen. Diese wiederum leitet uns an, eine sinnvolle Zielsetzung für unsere Lebensgestaltung zu suchen.

Sigmund Freuds psychodynamisches Modell von der Entwicklung des Menschen prägt immer noch unser diagnostisches Denken.

Aber: Seine Grundannahmen werden durch die aktuelle Hirnforschung erheblich relativiert. Zur gleichen Zeit wie die Psychoanalyse entstand in Japan auf dem Hintergrund des Buddhismus der psychotherapeutische Ansatz Moritas, a) dessen Wurzeln 2.500 Jahre zurückreichen, und der
b) sich auf dem Prüfstand der modernen Neurowissenschaften bewährt: gute Grundlagen nicht nur für Therapie und Beratung im 21. Jahrhundert, sondern auch für eine realitäts- und verhaltensfokussierte Selbsterfahrung.

Indem die Fachausbildung auf den Resultaten einer intensiven Selbstexplo-ration der Teilnehmenden basiert und sich über mehr als ein Kalenderjahr erstreckt, begegnet die Struktur dem ärztlicherseits bisweilen geäußerten Vorwurf der Oberflächlichkeit der Ausübung von Psychotherapie durch Heilpraktiker.

Grundlagen unserer Arbeit in der Fachausbildung werden neben den Schriften von Reynolds und Kreech einige ausgewählte und übersetzte Aus-züge aus dem Schaffen Moritas sein – sowie auch die Richtlinien, die die japanische psychia-trische Gesellschaft für die ambulante Morita-Therapie veröffentlicht hat.
Das Entstehen der deutschen Übersetzung verdanken wir PD Dr. Walter Dmoch, Uni-Klinik Düsseldorf, der auch die lesenswerte Website www.moritatherapie.de betreut.

Der Selbsterfahrungsanteil in der Fachausbildung und die Selbstexploration im Therapiekonzept rekurrieren zusätzlich auf die von Ishin Yoshimoto (1916 – 1988) begründete Meditationspraxis des Naikan. Es wäre also wünschenswert, – ist aber nicht Bedingung –, dass die TeilnehmerInnen auch ein einwöchiges Naikan-Retreat (in der HPSD oder anderswo) absolvieren. Über die Möglichkeiten beraten wir gerne.

Die Fachausbildung gliedert sich in vier Module, die den Quartalen des Jahres entsprechen. In jedem Quartal finden 6 Plenumssitzungen statt, in denen die TN die Ergebnisse ihrer kontinuierlichen, täglichen Selbst-exploration vorstellen. Arbeit in Peer-Gruppen und/oder individuelle, supervidierte Projekte kommen ab dem dritten Quartal hinzu. Der Ein-stieg ist jeweils zu Beginn eines Quartals möglich. Das Abschluss-Zertifikat erhält, wer in fünf aufeinanderfolgenden Quartalen teilgenom-men und während des letzten Quartals die Begleitung einer Klientin / Patientin (gerne auch männlichen oder diversen Geschlechts) dokumen-tiert hat.